Linsen in Geschichte und Kultur

Clementine mit grünem Blatt auf Weiß
Foto: Petra Bork/pixelio.de

Stimmen singen in der Küche

von Odile Caradec
aus dem Französischen übersetzt von Rüdiger Fischer

Leise kochen die Linsen
die Künstlerin, die sie auf den Ofen stellte
hat Thymian und Lorbeer in den Topf
geworfen
Möhren der Farbe halber
und eine mit Nelken gespickte Zwiebel
die sehr gut riecht
Die Kunstmalerin der Küche 
räumt ihre Besen weg
in dunkle Schränke
stellt den Staubsauger in die Ecke
damit er die Stimmen nicht übertönt
die in der Küche singen
Der Heilige Geist wacht über der Küche
er bringt das Kupfergeschirr zum Glänzen
Halt in den Händen die wattige Kartoffel
In jedem Gemüse ist ein Tropfen Licht
Ich feiere die Clementine
meine mittwinterliche Freude

Esau und Jakob – Linsen in der Bibel

In der Literatur kommen Linsen erstaunlich häufig vor. Das mag auch daran liegen, dass sie ein archaisches und irgendwie symbolisches Nahrungsmittel sind. Schließlich kommen sie schon in der Bibel vor.

„Linsengericht“ bezeichnet im übertragenen Sinne eine momentan verlockende, in Wahrheit aber geringwertige Gabe im Tausch für ein sehr viel höherwertiges Gut. Hintergrund dieser Bedeutung ist die biblische Erzählung (Gen 25,29–34 EU), derzufolge Jakob, der jüngere Sohn Isaaks, seinem älteren Bruder Esau dessen Erstgeburtsrecht gegen einen Teller Linsen abkaufte, als Esau erschöpft von der Jagd heimkehrte.
Quelle: Wikipedia

Aschenputtel

Drei weiße Tauben picken Linsen und andere Körner aus Schalen
Rike/pixelio.de

Der König hat zu einem großen Fest eingeladen, um eine Gemahlin für seinen Sohn zu finden. Aschenputtels Stiefmutter und ihre Stiefschwestern wollen verhindern, dass Aschenputtel zu diesem Fest geht. Sie werfen Linsen in die Asche, und Aschenputtel soll sie auslesen. Weiße Täubchen kommen dem Mädchen zu Hilfe. „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen!“ bittet Aschenputtel die Tauben – und schon nach einer halben Stunde ist die Arbeit getan.