Linsen-Anbau

Wissenswertes

Linsen gehören wir Bohnen und Erbsen zu den Hülsenfrüchten, genauer: zu den Schmetterlingsblütlern. Sie wachsen einjährig.

Linsenpflanzen sind auf Hilfe angewiesen. Alleine können sie nicht wachsen, wie Erbsen und Bohnen brauchen sie unbedingt eine Rankhilfe. Deshalb werden sie im professionellen Anbau zusammen mit Gerste oder Hafer ausgesät und später auch gemein-sam geerntet. Die Trennung der Linsen von den Getreidekörnern erledigt eine Auslesemaschine, der sogenannte Trieur. Trotz 
der aufwendigen Ernte sind Linsen ein relativ preiswertes Lebensmittel.

Hand hält frisch geerntete, noch ungereinigte und nicht getrennte Gerstenkörner und Linsen
Bild: Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“
Historische, farbige Illustration einer Linsenpflanze auf vergilbtem Papier von 1885, mit allen Bestandteilen: Stängel, Blätter, Blüte, Fruchtschote
Lens culinaris, in: Otto Wilhelm Thomé, Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1885

Der Alb-Linse auf der Spur

Noch im 19. Jahrhundert gediehen Linsen in Deutschland auf vielen Tausend Hektar Land, vor allem auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald. In den 50er-Jahren schlief das Interesse am Linsenanbau ein, andere Kulturpflanzen erschienen den Bauern wirtschaftlicher. Bald war kein Saatgut der in den 40er-Jahren eigens für die Schwäbische Alb gezüchteten Sorten – die Alb-Leisa 1 und 2 des Züchters Fritz Späth – mehr zu bekommen und drei Jahrzehnte lang schien sie auch niemand zu vermissen. Preiswerte Importlinsen aus wärmeren Ländern sorgten ja auch weiterhin dafür, dass Linsensuppe und Linsen mit Spätzle hierzulande auf den Tisch kamen.

Doch vor etwa 25 Jahren begann der Ökolandwirt Woldemar Mammel davon zu träumen, Linsen mit Spätzle wieder mit „Leisa“ (so das schwäbische Wort für „Linsen“) aus der Region zubereiten zu können.

Einen Schönheitsfehler hatte die Sache aber: Gezogen werden die Linsen von der Schwäbischen Alb aus Samen der köstlichen, kleinen Le-Puy-Linse aus Frankreich. Denn trotz intensiver Suche der Ökobauern fanden sich viele Jahre nirgendwo mehr Samen der ursprünglichen Alb-Linse – weder in alten Scheunen, in denen früher einmal Linsen gelagert worden waren, noch in staatlichen Samenarchiven oder Saatzuchtbetrieben.

Doch Klaus Amler von der Stuttgarter Agentur Ökonsult gab nicht auf, er begann, weltweit in Archiven zu stöbern – und wurde in Russland fündig. In der Datenbank des Sankt Petersburger Vavilow-Instituts gab es einen Hinweis auf eine „Alpenlinse“.

Unabhängig davon stieß ein anderer Pflanzendetektiv auf die gleiche Spur: Klaus Lang. 2006 berichtete er Woldemar Mammel, dass er zwei Tütchen mit Samen der Original-Alb-Linsen aus Russland zugeschickt bekommen habe.

Nach anfänglicher Skepsis Mammels bestätigte Klaus Amler den Fund – und Woldemar Mammel machte sich auf den Weg nach Sankt Petersburg. Die Wissenschaftler des Vavilow-Instituts sammeln und archivieren unter einfachsten finanziellen und räumlichen Bedingungen Kulturpflanzen aus aller Welt und ihre Wildformen. Etwa 340.000 Sorten lagern dort, darunter über 2.000 Linsen.

Eine Handvoll Linsen auf einer Karteikarte mit Sortenbezeichnung aus dem Petersburger Samenarchiv

Um die Keimfähigkeit der Samen zu erhalten, werden immer wieder kleine Mengen angebaut und neue Samen genommen. Von dort kamen die Alb-Leisa auf die Schwäbische Alb zurück.

Seit 2011 kann man in Baden-Württemberg „Späths Alblinse klein“ auch wieder kaufen. Eine Erzeugergemeinschaft aus inzwischen über hundert Bio-Betrieben baut sie an.

Linsen im Garten

Linsen im eigenen Garten anzubauen, ist ein spannendes Experiment, vor allem, wenn man in klimabegünstigten Gegenden wohnt. Mit allzu hohen Erträgen sollte man aber nicht rechnen. Bio-Saatgut kann man bei Dreschflegel bestellen – oder man versucht es einfach mit Berg- oder Tellerlinsen, die man ohnehin hat. Am besten vorher eine Keimprobe machen!

Ein karger, wasserdurch-
lässiger Boden
ist für Linsen ideal. Ausgesät wird ab April, Linsen vertragen leichten Frost.

Die Pflanzen wachsen langsam und benötigen eine Rankhilfe, zum Beispiel Zweige oder Maschendraht. Gedüngt wer-
den muss nicht, im Gegenteil: Dünger unterstützt die Bildung von Blattmasse, und der Fruchtansatz fällt geringer aus. Wichtig ist, das Unkraut regelmäßig zu entfernen, damit es die zarten Linsenpflanzen nicht überwuchert.

Ernten kann man ab August, wenn die Schoten trocken und die Körner hart sind. Die Linsen müssen gedroschen und ausgesiebt werden – eine echte Mühsal, wie in diesem Video zu sehen ist.

Linsensprossen selbst ziehen

Linsensprossen selbst zu ziehen, ist kein großer Aufwand. Einfach getrocknete Biolinsen etwa 12 Stunden in Wasser vorquellen lassen. Dann entweder in ein Keimgerät legen oder in ein selbstgebautes oder gekauftes Sprossenglas füllen. Zweimal täglich mit lauwarmem Wasser spülen. Das Glas anschließend schräg kopfunter stellen, damit das Wasser ablaufen kann und sich kein Schimmel bildet.

Die Linsen beginnen schon bald zu keimen und können nach einigen Tagen geerntet werden, wenn die Keime etwa einen Zentimeter lang sind.

Einweckglas mit Linsen, oben abgedeckt mit Gaze, die von einem Gummi gehalten wird.

Wer hygienische Bedenken hat oder Zweifel, ob Linsen in dieser Form gut verdaulich sind, sollte die Keime vor dem Verzehr kurz blanchieren. Die Sprossen sind vor allem im rohen Zustand angenehm knackig, aber nicht hart, und schmecken nussig.